Herausforderungen meistern
Die Mitarbeitenden machen den Unterschied
Alice Tognetti, Marc Weber und Steeve Guillemin waren sich einig: Die Mitarbeitenden bringen mit ihrem persönlichen Engagement und dem individuellen Charakter Zutaten mit, die kein zweites Unternehmen kopieren kann. Quelle: AGVS-Medien
mig. Spontaner Applaus brandete durch den Kursaal in Bern. Ausgelöst wurde dieser von Alexandra Müller, der Tochter von Garagist Christian Müller und seiner Frau Regula. «Garagisten sollen ihren Kunden Folgendes sagen: Kommt zu uns, weil wir ‹wir› sind und nicht weil wir eine bestimmte Marke verkaufen», riet Alexandra Müller. Sie wurde wegen ihrer Maturitätsarbeit mit dem Titel «Autohäuser als starke Marken» auf die Bühne gerufen. An ihrer Umfrage teilgenommen hat unter anderen auch Marc Weber, Geschäftsführer der Ausee-Garage AG in Au-Wädenswil ZH. Seine Haltung: «Es ist wichtig, die Unternehmensmarke bewusst über den Handelsmarken zu positionieren.»
Die beiden Aussagen verdeutlichen: Eine Marke zu sein, hängt direkt mit den Unternehmenswerten zusammen – und die werden primär durch zufriedene, fachlich qualifizierte und loyale Mitarbeitende verkörpert. In der Diskussionsrunde mit seinen Branchenkollegen Alice Tognetti (Tognetti Auto SA in Gordola TI) und Steeve Guillemin (Garage Central Guillemin Sàrl in Chavornay VD) doppelte Weber nach: «Wir versuchen, mit den Mitarbeitenden den Unterschied auszumachen. Der persönliche Kontakt zählt.» Er stehe im täglichen Austausch mit den Mitarbeitenden und vermittle den eigenen Enthusiasmus für die Branche. «Autoberufe haben Zukunft, denn die Mobilität wird uns in unterschiedlichen Formen erhalten bleiben.»
Alle drei Unternehmer waren sich einig, dass in die Aus- und Weiterbildung der Mitarbeitenden investiert werden muss. Ebenso hilft es, diesen ihren Wert fürs Unternehmen bewusst zu machen. Das steigert auch die Attraktivität des Betriebs, um geeignetes Fachpersonal zu finden oder zu halten zu können. Stolz konnte Alice Tognetti vermelden: «Mehrere Mitarbeitende sind schon seit 50 Jahre bei uns und lassen sich hier pensionieren.» Steeve Guillemin kann noch immer auf Personal zurückgreifen, das im Dorf wohnt und somit eine sehr enge Bindung zu Betrieb und Kunden aufweist.
Gemeinsam hatten die drei Diskussionsteilnehmer auch, dass sie sich der Familientradition verpflichtet fühlen: Alice Tognetti übernahm mit 33 Jahren die Geschäftsführung der 1935 von ihrem Grossvater gegründeten Garage. Inzwischen führt sie zusammen mit ihrem Vater Michele einen Betrieb mit rund 100 Mitarbeitenden. Die Ausee-Garage AG wurde 1926 von Franz Weber gegründet. Das selbstständige und unabhängige Unternehmen mit über 50 Mitarbeitenden wird heute von Marc Weber in dritter Generation geführt und vertritt die Marken Jaguar, Land-Rover, Seat, Cupra, Skoda, Suzuki, und Toyota sowie Lexus als Servicepartner.
Die Garage Central Guillemin in Sàrl VD wurde 1939 gegründet und wird heute von Steve Guillemin in dritter Generation geleitet. Der «Le Garage»-Konzeptpartner ist auf die Reparatur von Fahrzeugen aller Marken spezialisiert. «Der grösste Unterschied zu meinem Vater und Grossvater ist, dass wir den Betrieb einerseits umgebaut haben und einen noch näheren Kontakt zu den Kunden pflegen», erklärte Guillemin. Dazu gehören heutzutage regelmässige Beiträge auf den Social Media Accounts.
Eine der grössten Herausforderungen, die Alexandra Müller im Rahmen der Maturarbeit analysiert hat, betrifft den Einfluss der Importeure. Dazu berichtete Alice Tognetti, dass ihr kunstbegeisterte Vater bei Audi darum kämpfen musste, dem Showroom einen unverkennbaren Stil verleihen zu dürfen. «Audi-Vertreter aus Deutschland kamen extra vorbei, um das Projekt abzusegnen. Andere Besucher wollten den Showroom hingegen einfach nur bestaunen», sagte sie.
Steeve Guillemin hat sich aus diesen Gründen für das Werkstattkonzept «Le Garage» entschieden. Eine Entscheidung von vielen in seinem Berufsalltag: «Wohin soll der Weg gehen? Sollen wir uns auf ältere Automodelle spezialisieren oder auf die E-Mobilität setzen? Da wir eine Landgarage sind, können wir nicht vollständig auf den Elektroantrieb setzen.» Marc Weber riet den Garagisten aufgrund dieser Herausforderungen wachsam zu sein und die verschiedenen Strömungen mitzumachen und vor allem mitzugestalten.
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