«Der Kunde ist das wahre Kapital»

Boxenstopp mit Andreas Schmidt

«Der Kunde ist das wahre Kapital»

27. Oktober 2021 agvs-upsa.ch – Spannende Persönlichkeiten aus der Autobranche berichten über Aktualität und Strategien. Seit Mai leitet Andreas Schmidt als Car Division Manager die Autosparte von Honda Suisse und ist unter anderem für Vertrieb, Marketing sowie Betreuung und Entwicklung des Händlernetzes verantwortlich.

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Andreas Schmidt steht seit diesem Jahr an der Spitze der Car Division von Honda Suisse. Foto: Honda

Herr Schmidt, was passiert durch die zunehmende Elektrifizierung im Service- und Aftersales-Bereich?
Andreas Schmidt, Leiter der Division Automobil von Honda Suisse: 
Hier gibt es aktuell noch keine grossen Auswirkungen. Unsere Modellpalette ist schon zu 80 Prozent elektrifiziert, ab 2022 zu 100 Prozent. Wenn die Vollelektrifizierung sich durchsetzt – was eine Frage der Zeit sein dürfte –, wird sich das im Werkstattgeschäft zeigen. Diese bislang wichtige Ertragssäule wird sich verringern. Dafür gilt es, sich zu wappnen und umzudenken. Die Infrastruktur für E-Fahrzeuge bei den Garagen ist dabei noch der kleinste Aspekt. Denn Infrastruktur kann man schaffen. Schwieriger ist es, für unsere Händler in Mobilitätskonzepten zu denken und nicht mehr nur Produkte zu verkaufen. Der Garagist muss zum Mobilitätsdienstleister werden und begreifen, dass der Kunde sein wahres Kapital ist. Es besteht noch zu oft die Überzeugung, dass das blosse Produkt die Profitquelle ist, es ist jedoch der Kunde.

Was bedeutet dies für Garagisten und deren Einstellung?
Wir müssen den Kunden viel besser kennenlernen und ihn dort erreichen, wo er ist. Kunden haben in den letzten Jahren ein komplett anderes Konsum- und Informationsverhalten aufgebaut. Sie entscheiden heute anders. Die Händler gehen diesen dynamischen Prozess im gleichen Tempo mit wie die Kunden. Hier an Tempo zuzulegen, wird ein wichtiger Schritt für uns sein. Die Digitalisierung hilft dabei und es braucht auch die Unterstützung durch den Importeur.

Elektromobilität ist die eine Seite, aber wie steht es ums Batterierecycling? Hier muss in der Schweiz bis Ende Jahr eine Lösung gefunden werden.
Wir haben eine Vereinbarung mit Honda Europe: Alle Batterien werden zurückgenommen und recycelt. Welche Recyclingmethode aktuell genutzt werden, kann ich nicht sagen. Es gibt drei Varianten, die unterschiedliche Effizienz betreffend Ressourcen und einzelner Bestandteile aufweisen. Entscheidend: Die Batterieentwicklung schreitet rasant voran. Die Lithium-Ionen-Batterie von heute wird kaum die Batterie der Zukunft sein. Hier werden wir bald andere Bestandteile sehen, was auch Auswirkungen aufs Recycling hat.

Und was ist mit dem Wasserstoffantrieb?
Die Brennstoffzellen-Technologie ist noch lange nicht vom Tisch. Sie wird von Honda schon seit Jahren verfolgt und unsere Marke konnte damit Erfahrungen sammeln. Da für den Schwerlastverkehr die Batterie keine ideale Lösung ist, sind einige Logistikunternehmen in der Schweiz gerade dabei, für LKWs ein Netz an Wasserstofftankstellen aufzubauen. Wenn eine Infrastruktur vorhanden ist, kann das auch einen Schub für den Markt für Privatfahrzeuge geben.

Im Handel ist aktuell das Agenturmodell in aller Munde. Ist dies auch für Honda Schweiz eine Option?
Das Agenturmodell ist eine Konsequenz aus einer gewissen Überlegung heraus. Dabei geht es darum, eine Preisstabilität zu gewähren. Das macht Sinn und es geht dabei nicht darum, die Händler und Garagisten zu umgehen – absolut nicht! Wir haben gesehen, dass die Margensysteme in der Vergangenheit relativ hoch waren. Das führte je nach Marke und Händler dazu, dass im Verkaufsgespräch mit dem Kunden ein grosser Teil dieser (Volumen-)Marge über Rabatte weitergegeben wurde. So gab es insbesondere bei Marken mit hohen Volumenboni grosse Unterschiede zwischen den grossen und den kleinen Händlern. Zu hohe Rabatte sind ungesund für die Marke, die Händler und den Kunden.

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