Kommt die E-Mobilität zusehends unter die Räder?

Marktwachstum

Kommt die E-Mobilität zusehends unter die Räder?

5. September 2023 agvs-upsa.ch – Beim ersten Blick auf die Marktdaten des vergangenen Monats fallen die vielen grünen Vorzeichen auf, die aufleuchten. Mit 161'328 Neuimmatrikulationen baut der Schweizer Auto-Markt sein kumuliertes Plus 2023 gegenüber dem Vorjahr auf 13,9 Prozent aus. Darüber hinaus droht aber die Elektromobilität aufgrund diverser Faktoren unter die Räder zu kommen, wie Auto-Schweiz mitteilt. 

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Auch im August hat sich das Plus am Auto-Markt der Schweiz und des Fürstentums Liechtenstein verfestigt. Foto: 123RF

pd/cym. Trotz zwölf Monaten Marktwachstum in Folge liegt das kumulierte Niveau seit Jahresbeginn nach wie vor rund 20 Prozent unter demjenigen vor dem Ausbruch der Covid-Pandemie. Ein Blick hinter die nackten Zahlen bringt zudem die derzeitigen Herausforderungen der Schweizer Automobilbranche zum Vorschein. So lag die Zahl an Neuzulassungen nach acht Monaten 2019 oder 2018 bereits über der 200'000er-Marke. Der Post-Covid-Erholungseffekt ist also nach wie vor überschaubar, das niedrigere Marktvolumen bringt auf vielen Wirtschaftsebenen massive Einbussen mit sich – von der kleinen familiengeführten Dorfgarage bis zum grossen Fahrzeug-Importeur. Hinzu kommt eine verlangsamte Flottenerneuerung, was zu stärkeren Umweltbelastungen führt.

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Mit 18'977 Neuzulassungen von Personenwagen resultiert ein Zuwachs von 15,8 Prozent zum Vorjahresmonat. Grafik: Auto-Schweiz 

Durchhänger bei der Elektromobilität zu befürchten

Auch beim Blick auf den Marktanteil der reinelektrischen Personenwagen sollte eigentlich im Sinne der durch die Branche zu erreichenden CO2-Vorgaben Freude herrschen, denn dieser liegt sowohl im August (22,6 %) als auch seit Jahresbeginn (19,3 %) so hoch wie noch nie zu diesem Zeitpunkt im Jahr. Doch am Horizont türmen sich dunkle Wolken für die Elektromobilität auf, wie Peter Grünenfelder, seit Anfang August Präsident von auto-schweiz, erläutert: «Obwohl die Politik Elektrofahrzeuge auf unseren Strassen sehen will, um die Klimaziele zu erreichen, verschlechtert die gleiche Politik am Laufmeter die Rahmenbedingungen für die E-Mobilität.» Kontraproduktiv bei der Transformation zum elektrischen Fahren sei die vom Bundesrat vorgesehene Wiedereinführung eines Industriezolls durch die Ausweitung der vierprozentigen Automobilsteuer auf Stromer ab 2024; das werde das weitere Wachstum einbremsen. «Aber auch die anhaltende Versorgungsunsicherheit, ungenügende Ladeinfrastrukturen und steigende Strompreise im staatlich dominierten Strommarkt werden kaum zur Erhöhung der Nachfrage nach Elektroautos führen», so Grünenfelder weiter. Vielmehr wirke die Erosion der politischen Rahmenbedingungen nachfragedämpfend bei der E-Mobilität. «Wie wir aus dem Markt hören, insbesondere bei Privatkundinnen und -kunden.» 

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Die Alternativen Antriebe, die längst die Mehrheit der neuen Personenwagen befeuern, eilen von Rekord zu Rekord und kommen mittlerweile auf 55,3 Prozent Marktanteil. Der Anteil der reinelektrischen Personenwagen liegt sowohl im August (22,6 %) als auch seit Jahresbeginn (19,3 %) so hoch wie noch nie zu diesem Zeitpunkt im Jahr. Foto: iStock

Die Politik sei nun gefordert, den klimafreundlichen Worten auch Taten folgen zu lassen, welche einen Umstieg auf emissionsfreie Fahrzeuge attraktiv mache, sagt Grünenfelder. «Dazu gehört ein rascher Ausbau einheimischer Stromkapazitäten für eine sichere Versorgung mit ausreichenden Mengen an CO2-armem Strom, ein rascherer und vereinfachter Ausbau der Ladeinfrastruktur und ein Verzicht auf die Erhebung der Automobilsteuer auf Elektroautos.»

Die detaillierten Zahlen nach Marken stehen auf www.auto.swiss zur Verfügung.
 
Gut zu wissen:
Der AGVS unterstützt die vom Bund beabsichtigte Aufhebung der Befreiung der Elektroautomobile von der vierprozentigen Automobilsteuer, welche basierend auf dem Herstellerpreis des Importeurs direkt von ihm erhoben wird. Hinsichtlich der hohen und mit steigender Tendenz ausfallenden Steuerverlusten ist die Steuerbefreiung nicht mehr gerechtfertigt. Zudem stellt die einheitliche Steuererhebung sicher, dass die Technologieneutralität ebenfalls in der Besteuerung gewährleistet wird und ist in Hinblick auf die erreichten Kapazitätsgrenzen der Autobahnen bzw. deren Ausbau unabdingbar, da diese unter anderem auch über die Automobilsteuer finanziert werden. Die Entwicklung der E-Mobilität ist aber grundsätzlich weitgehend von der vom Importeur zu entrichtenden Automobilsteuer unabhängig, da diese dem Kunden in aller Regel unbekannt ist und vielmehr ist sie von anderen Faktoren abhängig.
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