Ein Hintertürchen für E-Fuels geschaffen

Verbrenner-Aus besiegelt

Ein Hintertürchen für E-Fuels geschaffen

30. Juni 2022 agvs-upsa.ch – Die Umwelt- und Klimaminister der EU haben den Anfang Juni gefassten Entschluss des EU-Parlaments gegen Verbrennungsmotoren für Personenwagen und leichte Nutzfahrzeuge ab 2035 bestätigt, lassen aber ein kleines Hintertürchen für E-Fuels offen.
 
verbrenner_artikel_2.jpgDie EU-Politiker treiben das Verbrenner-Aus ab 2035 vehement voran. Quelle: EU-Parlament

pd/jas. Die europäischen Umwelt- und Klimaminister der 27 EU-Mitgliedstaaten haben über die allgemeine Ausrichtung des EU-Rates zu den CO2-Emissionsnormen für Personenwagen und leichten Lieferwagen beraten und folgen dabei dem EU-Parlament, das sich anfangs Monat zu einem faktischen Verbrenner-Aus bei Neuwagen ab 2035 entschied.
 
Der Rat forderte jedoch eine Überprüfung der Vorschiften in vier Jahren auf der Grundlage einer Bewertung der Fortschritte bei der Erreichung der Reduktionsziele, der technologischen Entwicklungen – einschliesslich der Situation bei Plug-in-Hybriden, die ja ebenfalls mit einem Verbrenner an Bord unterwegs sind. Die EU-Kommission muss zudem nun auch einen Vorschlag liefern für die Zulassung von Fahrzeugen nach 2035, die ausschliesslich mit CO2-neutralen Treibstoffen – sogenannten E-Fuels – unterwegs sind, somit bleibt ein kleines Hintertürchen offen.
 
verbrenner_artikel_3.jpgSigrid de Vries, Generalsekretärin des Europäischen Verband der Automobilzulieferer. Quelle: CLEPA/Porsche

«Wir nehmen diesen Beschluss zur Kenntnis, der das De-facto-Verbot des Verbrennungsmotors ab 2035 grundsätzlich bestätigt, aber die Tür für Überlegungen zur Emissionsreduzierung durch erneuerbare Treibstoffe nicht vollständig schliesst», kommentierte Sigrid de Vries, Generalsekretärin des Europäischen Verband der Automobilzulieferer CLEPA. «Wir plädieren seit langem für einen technologieoffenen Ansatz mit einem intelligenten und vernünftigen Technologiemix aus Elektrofahrzeugen und einem massvollen Einsatz von alternativen Lösungen mit fortschrittlicher Verbrennungsmotortechnologie.»
 
Die Vries macht auch klar, dass sie sich von den Umwelt- und Klimaministern, einen klareren Entscheid gegen das Technologieverbot erhofft hatte. Mit der vom Rat vereinbarten Position könnten nun immerhin die Verhandlungen mit dem Europäischen Parlament über die konkrete Umsetzung beginnen. Auch die im ACEA zusammengeschlossenen europäischen Automobilhersteller respektieren den Entscheid des Rates, weisen aber darauf hin, dass er nicht nur für die Automobilindustrie, sondern auch für die EU-Wirtschaft insgesamt grosse Auswirkungen habe. «Um es ganz klar zu sagen: Die Automobilindustrie wird ihren vollen Beitrag zum Ziel eines CO2-neutralen Europas im Jahr 2050 leisten. Aber die Entscheidung des Rates wirft wichtige Fragen auf, die noch zu beantwortet sind» erklärt Oliver Zipse, ACEA-Präsident und BMW-Vorstandsvorsitzender.
 
verbrenner_artikel_1.jpgOliver Zipse, ACEA-Präsident und BMW-Vorstandsvorsitzender. Quelle: BMW

Zipse spricht dabei vor allem davon, wie Europa den strategischen Zugang zu den wichtigsten Rohstoffen für die E-Mobilität sicherstellen will. Denn das Gros der Seltenen Erden, die aktuell für die Batterieproduktion benötigt werden, stammt aus China. «Wenn die EU ein Vorreiter für nachhaltige Mobilität sein will, muss die Verfügbarkeit dieser Materialien gesichert sein. Andernfalls drohen uns neue Abhängigkeiten, da sich andere Wirtschaftsregionen bereits frühzeitig positioniert haben», mahnt der BMW-Chef und ergänzt, dass für ihn «Technologieoffenheit auch bedeutet, dass Wasserstoff und andere CO2-neutrale Treibstoffe in Zukunft ebenfalls eine wichtige Rolle bei der Dekarbonisierung des Strassenverkehrs spielen können.»
 
verbrenner_artikel_4.jpgAGVS-Zentralpräsident Thomas Hurter. Quelle: AGVS-Medien

Im nächsten Schritt müssen die EU-Länder nun ihre individuelle Position noch mit dem EU-Parlament verhandeln – dieses hatte sich ja anders als die Länder für ein «hartes» Verbrenner-Aus ohne E-Fuels ausgesprochen. Es sind also noch Änderungen möglich. «Ein Technologieverbot ist nie zielführend und verhindert zudem immer auch Innovationen», so AGVS-Zentralpräsident Thomas Hurter. Er verfolgt die Entwicklungen in Strasbourg und Brüssel sowie auch diejenigen zur Elektromobilität in der Schweiz sehr aufmerksam: «Denn der Wunsch nach Elektromobilität kann nur erfüllt werden, wenn auch in die inländische Stromversorgung und Ladeinfrastruktur investiert wird! Gleichzeitig darf jedoch das Potenzial von alternativen Treibstoffen wie E-Fuels, Wasserstoff oder Biogas nicht vergessen werden, vor allem im Bereich der Nutzfahrzeuge, der Schiff- sowie der Luftfahrt.»
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