Erfolgreich dank eigenem Café

Innovationen und ein Hauch Dänemark

Erfolgreich dank eigenem Café

20. März 2024 agvs-upsa.ch – ​In dieser Garage wird Innovation gelebt: Die Jensen AG in Rümlang ZH bietet einen umfassenden Service für Online-Terminbuchungen und ein angegliedertes Café mit dänischem Flair. Inhaber Lars Jensen erklärt, wie aus der kleinen Toyota-Garage ein boomender Betrieb mit Strahlkraft in der Region wurde und was sogar den Europachef von Lexus beeindruckte. Sascha Rhyner


Zur Kaffebutik von Nicole Jensen gehört auch ein Shop mit rund 1000 ausschliesslich dänischen Artikeln. Fotos: AGVS-Medien

Ein normaler Abend, irgendwann in den 1990er Jahren in der Stadt Zürich. Ein junger Schweizer mit dänischem Namen trifft eine junge Dänin mit Schweizer Namen und Schweizer Pass. So begann die Erfolgsgeschichte der Jensen AG in Rümlang. «Ich absolvierte nach dem Gymnasium ein Jahr als Au-Pair in Zürich, aber es war nie die Idee, dass ich ins Ausland ziehe», erzählt Nicole Jensen. Sie wuchs in der Nähe von Kopenhagen auf und fühlte sich dort eigentlich wohl und gut aufgehoben. Jetzt hat sie einen Flecken Dänemark in Rümlang geschaffen der nicht nur für die Autokunden zum Anziehungspunkt geworden ist.

Dabei fristete die Garage in den ersten Jahren nach der Eröffnung noch ein Mauerblümchendasein. «Mein Vater gründete den Betrieb und entschied sich für Toyota, weil er Gutes über die Marke gehört hatte», erinnert sich Lars Jensen. Selbst schloss er eine KV-Lehre ab und stieg 1993 eigentlich nur zur Überbrückung ins elterliche Geschäft ein. «Ich schreibe aber nicht so gerne Bewerbungen, deshalb blieb ich hängen», erzählt er mit einem Lachen. Und er absolvierte die Ausbildung zum eidgenössischen Automobil-Verkaufsberater.

Nach zehn Jahren zog die Jensen AG in einen Neubau. «Vorher waren wir zu Miete», sagt Jensen. «Mit dieser Investition wurden wir verstärkt wahrgenommen.» Endlich gebe es eine Toyota-Garage, sei die Reaktion gewesen. Der grosse Schritt passiert 2015: «Wir bauten ein neues Gebäude, in dem wir Werkstatt, ein grosses Reifenhotel und die Spenglerei unterbrachten», erläutert Lars Jensen, der 2008 den Betrieb von seinem Vater komplett übernahm. «Gleichzeitig bauten wir den Showroom komplett um.» Wobei dieser bei Jensens Wow room heisst. Die Holzfassade des Gebäudes vermittelt das Flair von skandinavischen Ferienhäuschen. Und die Idee für die Kaffebutik wurde realisiert. «Eine Garage braucht ohnehin eine Kaffee Ecke für wartende Kunden», so Jensen. Entstanden ist ein öffentliches Café mit skandinavischem Flair und einem Hauch «Hygge» vollendeter dänischer Gemütlichkeit.


Mit dem Werkstatt-Neubau (links) gab es neue Möglichkeiten im Hauptgebäude; im oberen Stock mit den runden Fenstern sind nun die Büros und die Kaffebutik.

Anteil der weiblichen Kundschaft angestiegen
«Hygge» heisst auch: mehrere Stunden am Tisch sitzen und sich gemeinsam bei Essen und Trinken mit den grossen und kleinen Dingen des Lebens auseinandersetzen. Besonders beliebt ist das Frühstück Deluxe, während in der Werkstatt die Reifen gewechselt werden oder das Auto gereinigt wird. «Die Kunden geniessen die Wartezeit hier oben und es entlastet gleichzeitig unseren Kundendienst», sagt Lars Jensen. Die Kaffebutik ist aber nicht nur bei den Kundinnen und Kunden des Autohauses beliebt. Nicht selten sitzen Gäste ohne Auto im Café sei es für ein kleines Kaffeekränzchen oder mit dem Notebook. «Beim Umbau haben wir darauf geachtet, dass sich die weibliche Kundschaft wohl fühlt», erklärt Jensen. Es zahlt sich aus: Die Zahl der weiblichen Gäste sei markant angestiegen; sie kommen aus der ganzen Region von Bülach bis Stadt Zürich. «Manchmal ist eine Clique hier und gönnt sich ein Cüpli», erzählt Nicole Jensen. Zur Kaffebutik gehört auch ein Shop (inkl. Onlineshop) mit rund 1000 Artikeln.

Besonders nachgefragt ist der Samstagsbrunch  die 20 Plätze sind meistens ausgebucht. Ausserdem findet einmal pro Monat eine Yoga Lektion mit rund 15 Teilnehmenden statt. «Diese frühstücken anschliessend und so ist schon Leben im Haus, bevor wir eigentlich öffnen», sagt Lars Jensen. Die gute Stimmung der Kaffebutik schwappt auch gerne in den Wowroom über. Das skandinavische Flair und die guten Vibes hätten auch Pascal Ruch, Europachef von Lexus, beein druckt. «Wir können hier auch verschiedene Events wie Ausstellungen, Konzerte oder Modeschauen durchführen», sagt Nicole Jensen.

Die Kaffebutik als Aufenthaltsraum wird für Lars Jensen in Zukunft noch an Bedeutung gewinnen. «Die zunehmende Elektrifizierung der Fahrzeuge wird dafür sorgen, dass die Autos nicht mehr gleich lange in der Werkstatt sein werden», sagt er. Sie hätten aber nicht die Kapazität, um dreimal so viele Autos wie heute den ganzen Tag auf dem Gelände zu haben. «Wünschenswert wäre, wenn der Kunde in der Kaffebutik auf seinen Wagen wartet, alles digital abläuft und die Bezahlung gleich beim Checkout erfolgt», blickt Lars Jensen in die Zukunft.


Blick von der Kaffebutik in den Wowroom mit der Discokugel und dem stylischen Welcome-Desk.

Dazu gehört auch ein einfach bedienbares Online-Terminbuchungs tool auf der Website. «Es sind mehr oder weniger alle Dienstleistungen über unsere Website buchbar inklusive Probefahrt oder Frühstück Deluxe», erklärt Jensen. Damit entspricht die Jensen AG einem wachsenden Bedürfnis. «Rund zehn Prozent der Termine werden schon über das OnlineTool gebucht Tendenz steigend», so Jensen weiter. Ganz zufrieden ist er indes noch nicht. «Wir wechselten letzten Winter das DMS und haben mit BME eine Schweizer Lösung», führt er aus. Mit diesem werden nun die Schnittstellen optimiert und noch mehr auf die Marke Toyota getrimmt. «Im Moment reserviert das Buchungstool nur den Slot und der Kundendienst muss die Details noch in den Online Werkstattplaner übertragen», erklärt Jensen. «Bald aber sind die Systeme miteinander gekoppelt und der Kundendienst kann den Termin mit einem digitalen Knopfdruck bestätigen.» Die hinterlegten Kundendaten werden automatisch übertragen; der Prozess wird für Kundschaft und Kundendienst einfacher.

In Bytes statt in Beton investiert
Zum physischen Erscheinungsbild in Rümlang passt der Internetauf tritt. Ein bildschirmfüllender Kurzfilm fängt den Blick des Besuchers mit stilvollen Aufnahmen von Menschen in der Natur kombiniert mit schemenhaften Bildern zum Thema Mobilität. Neben den erwähnten Möglichkeiten zur Terminbuchung fällt die Seite mit den offenen Stellen und hier vor allem das witzige Video auf. Dass Jensen die Domain schon 1998 registrieren liess, zeugt vom Pioniergeist des Zürchers. Für Online-Werbung nutzt die Jensen AG vor allem Google-Ads. «Google ist ein grosser Zubringer», versichert Lars Jensen. «Das stellen wir einerseits bei unseren Kundenbefragungen fest.» Anderseits gibt der Online-Shop der Kaffebutik hier wertvolle Hinweise. «Hier können wir direkt nachvollziehen, wie eine Werbekampagne wirkt. Im Garagenbereich ist das etwas schwieriger.» Jensen war bewusst: «Wird man im Internet nicht gesehen oder gefunden, dann existiert man auch nicht.»


Nicole und Lars Jensen führen in Rümlang ZH eine Garage mit einem integrierten, öffentlichen Café die Kaffebutik verströmt skandinavisches Flair und lädt nicht nur Garagen kundschaft zum Verweilen.

Dazu passt der Investitionsschub im Jahr 2018: «Wir entschieden, nicht in Beton,sondern in Bytes zu investieren.» So stellte die Jensen AG einen Wirtschaftsinformatiker ein Glücksfall, wie Jensen betont. In diesem Zug entstand der neue Internetauftritt, der auch das Image der Jensen AG als «Lieblings garage» stärken soll. Zu den Investitionen in Hard und Software gehörte, dass jeder Mitarbeitende in der Werkstatt das eigene Notebook hat. «Die Werkstattaufträge sind bald nur noch digital ohne Papier; das zahlt auf das Konto der Nachhal tigkeit ein», so Jensen. Überhaupt ist dem Inhaber die Zufriedenheit der Belegschaft wichtig: «Mit glücklichen Mitarbeitenden hat man glückliche Kunden.» Deshalb ist es wichtig, dass auch die Infrastruktur passt beispielsweise mit Snap-on-Werkzeugen. «Das sei der Rolls Royce unter den Werkzeugen, wurde mir gesagt», erklärt Lars Jensen lachend.

Etwas Tolles für die nächste Generation
Zur Betriebskultur gehört bei der Jensen AG das Du vom Lernenden über den Chef bis zur Kundschaft und erst recht in der Kaffebutik. Das Du ist in Skandinavien üblich; einzig das Königspaar wird in der Regel gesiezt. Damit einhergehend: flache Hierarchien. «Man muss sich ersetzbar machen», ist Jensen überzeugt. «Den Mitarbeitenden macht es mehr Spass, wenn sie Verantwortung tragen können und nicht für jeden Entscheid das Okay beim Chef abholen müssen.» Die Weiterent wicklung des eigenen Betriebs ist ihm deshalb ein grosses Anliegen.

Einmal pro Jahr gönnt er sich eine Auszeit in Dänemark: «Während einer Woche arbeite ich nicht im Geschäft, sondern am Geschäft.» Und er kommt voller Ideen zurück wie beispielsweise der «5+-Ferien». Wer mehr als fünf Jahre bei der Jensen AG ist, erhält eine sechste Ferien woche. «So ist auch der Fachkräftemangel bei uns kein Thema.»

Keine Frage: Die Jensen AG lebt «Innovation trifft Garage», das Motto des diesjährigen «Tag der Schweizer Garagen». Die nächsten geplanten Investitionen verbessern die Nachhaltigkeit, denn Jensens wollen auch in diesem Bereich eine Vorbildrolle einnehmen. Eine Fotovoltaik anlage soll aufs Dach und im gleichen Zug werden die Dachisolation verbessert und die Gasheizung ausgetauscht. «Wir wollen etwas Tolles für die nächste Generation vorbereiten.» Die beiden Söhne Dominic und Noel dürfte es freuen. Noel studiert AI & Robotics und ist bereits im Betrieb anzutreffen.
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