Interview mit Erhard Luginbühl
«Der Auto-Salon hat gemerkt, dass er sich bewegen muss»
27. März 2018 agvs-upsa.ch – Es war sein erster Auto-Salon als SAA-Präsident und er hat das Privileg, einen grossen Erfolg verbuchen zu können: Erhard Luginbühl ist es mit der Mehrheit der Aussteller gelungen, der Kurzversion für die Fachausstellung in Halle 7 zum Durchbruch zu verhelfen. Und er betont: Hätte seine Vorgängerin vor zwei Jahren nicht die Möglichkeit einer Kurzversion durchgesetzt, gäbe es Halle 7 heute gar nicht mehr.
kro. Herr Luginbühl, wir würden Sie gerne um zwei Bilanzen bitten: Zuerst eine als Aussteller der SAA-Expo.
Erhard Luginbühl: Wir wurden am Stand nicht komplett überrollt, aber aus Sicht der Luginbühl AG bin ich zufrieden. Wir waren nur deshalb wieder dabei, weil es seit 2017 die Möglichkeit der Kurzmesse gibt. Damit sind wir nach insgesamt 20 Jahren wieder vor Ort. Wir hatten uns damals als Aussteller von der Halle 7 verabschiedet, weil sich die knapp zwei Wochen Präsenz nicht gerechnet hatten.
Und wie sieht Ihre Bilanz als SAA-Präsident aus?
Solange wir zwei unterschiedliche Laufzeiten hatten, konnte ich nicht zufrieden sein. Dass es uns nun gelungen ist, der Kurzmesse zum Durchbruch zu verhelfen, verbuchen wir seitens SAA als Erfolg. Der Auto-Salon hat gemerkt, dass er sich bewegen muss. Er wird jetzt ein attraktives Konzept für die Fachausstellung in Halle 7 ausarbeiten und das dann aktiv bewerben.
Aber dafür brauchte es einigen Druck...
Der kam von den Ausstellern. In einer von uns durchgeführten Umfrage sagten 80 Prozent der Aussteller, dass sie klar nur noch eine Kurzversion befürworten.
Von der ESA kam bis zuletzt heftiger und konsequenter Widerstand. Wie haben Sie sie schliesslich zum Einlenken bewegen können?
Als SAA-Präsident habe ich in dieser Sache in den letzten Wochen sehr viele Gespräche geführt, aber mit der ESA die wenigsten. Die ESA hat von Beginn weg ihre Position klar und verständlich vertreten. Sie ist übrigens nicht die einzige Befürworterin einer Langzeitmesse, da gibt es auch noch andere Aussteller. Zudem brauchten wir alle eine Übergangs- und Findungsfrist. Also war es nicht ich oder jemand anderes, der die Aussteller zum Einlenken gebracht hat, sondern es war schlicht und einfach der Markt. Sinkende Margen, steigender Preisdruck und konsequente Kostenkontrolle zwingen heute zu kompakteren Angeboten. Ob die ESA dieses neue Konzept 2020 annimmt oder nicht, darüber habe ich allerdings keine Kenntnis.
Eine Langversion der Messe stand unter diesen Vorzeichen eh nicht mehr zur Diskussion…
Hätte die SAA unter Bernadette Langenick vor zwei Jahren nicht die Möglichkeit einer Kurzversion durchgesetzt, gäbe es heute die Halle 7 gar nicht mehr. Die Zahl der Aussteller hat sich innerhalb von wenigen Jahren halbiert – das spricht eine Sprache, die jeder versteht.
Wünschen Sie sich mehr Engagement von Partnerverbänden, zum Beispiel vom AGVS?
Danke der Nachfrage, aber das steht bei uns zumindest im Moment nicht zuoberst auf der Wunschliste.
In den vergangenen zwei Jahren haben mit der Swiss Automotive Group und der Rhiag zwei grössere Zulieferfirmen eigene Hausmessen durchgeführt; beide mit grossem Erfolg. Die Bilanz: mehr Besucher, mehr Gespräche und mehr Abschlüsse bei praktisch gleichen Kosten wie in Genf. Entwickelt sich hier längerfristig eine Alternative zu Genf?
Hausmessen sind eine gute Sache. Sie sind so lange gut, wie sie ein Alleinstellungsmerkmal sind. Im Nutzfahrzeugbereich verzeichnen wir hier aber bereits eine Inflation: Aussteller und Besucher werden in der Hochzeit der Hausmessen, also im Herbst, praktisch jedes Wochenende irgendwo zu einer Grillwurst eingeladen. Das ermüdet schnell.
Liegt die Zukunft der SAA-Expo auch weiterhin in Genf oder prüfen Sie Alternativen?
Genf an sich ist als Standort für eine Messe wichtig, weil Genf insbesondere auch den französischsprachigen Teil der Schweiz abdeckt und eine Geschichte hat – auch wenn beispielsweise Freiburg besser wäre. Aber das Ganze jetzt an einem anderen Standort aufzubauen, können Sie vergessen. Da brauchen Sie Jahre allein dafür, bis Sie dort stehen, wo Genf heute ist. Die Kombination mit dem Auto-Salon ist ideal, auch wenn wir klar sehen müssen, dass eine Besonderheit immer so bleiben wird: In den Hallen 1 bis 6 spielen die Rolling Stones, wir sind mit Halle 7 die Vorgruppe.
Welche Herausforderung wird Sie als SAA-Präsident in den kommenden drei bis fünf Jahren am meisten beschäftigen?
Mit den Garagisten steht auch die Zulieferbranche vor einem dramatischen Wandel; die Digitalisierung verändert auch bei uns Geschäftsprozesse teilweise fundamental. Die grosse Herausforderung wird sicher der Kampf für einen freien Aftermarket sein und für eine Werkstatt, die freien Zugang zu Fahrzeugdaten hat. Das wird auch von uns als Verband einen sehr grossen Effort verlangen. Dass wir geprüfte Hebebühnen und Geräte auf den Markt bringen können, braucht Einfluss auf nationaler und internationaler Ebene.
Welchen Verlauf erwarten Sie für das Geschäftsjahr 2018 Ihrer Branche?
Einen sehr positiven. Die Wirtschaft brummt, die Verkaufszahlen sowohl im Neu- als auch im Gebrauchtwagenmarkt stimmen, bei den Nutzfahrzeugen erst recht. Für die Zulieferbranche sind diese Zahlen sehr wichtig. Aber das darf nicht dazu verleiten, zu glauben, dass das jetzt ein Selbstläufer wird: Wir müssen alle noch effizienter werden, sonst werden wir von den Asiaten überrollt.
Weil die noch wacher oder noch schneller sind?
Wacher und schneller. Ich habe mir das vor Ort angesehen, unter anderem in China und in Taiwan. Da staunen Sie bloss noch. Die dortige Garage ist heute schon integraler Bestandteil der Mobilität – die sind viel weiter als wir. Bis auch wir so weit sind, dauert es noch. Aber diese Zeit brauchen wir. Wichtig ist, dass wir keine mehr verlieren.
Der AGVS registriert eine steigende Anzahl von Betrieben, die Mühe bekunden, eine geeignete Nachfolgelösung zu finden. Wie sieht diese Situation in der Zulieferbranche aus?
Das ist zunehmend ein Problem aller KMU, aber das macht die Sache nicht besser. Die Banken klemmen, es fehlt das Geld für Investitionen und das tangiert häufig auch Nachfolgelösungen. Die Politik scheint nicht sonderlich daran interessiert. Deshalb ist es für Verbände wie den AGVS und uns eine immer wichtigere Aufgabe, die politischen Rahmenbedingungen in der Schweiz für kleinere und mittlere Unternehmungen zu verbessern.
Eine Herausforderung im Autogewerbe ist auch die Rekrutierung von geeignetem Nachwuchs und Fachkräften. In Ihrer Branche auch?
Diese Herausforderung ist bei uns eher noch grösser. Wir brauchen nicht nur technisch sehr gut ausgebildetes Personal, sondern auch solches, das bereit ist, die Rahmenbedingungen so zu akzeptieren, wie sie sind: Viel unterwegs und bei Kunden sein, frühmorgens schon auf der Strasse sein, um nicht im dichten Verkehr zu stehen, den man dann abends auf dem Heimweg beim Gubrist trotzdem hat. Das braucht Leute, die die Abwechslung suchen und nicht jeden Tag auf derselben Bühne spielen wollen. Wir versuchen, gute Löhne und ein angenehmes Klima zu gewährleisten. Unsere Branche hat sehr viel für gute Berufsleute zu bieten. Aber ja, geeignetes Personal zu finden, ist für uns eine grosse Herausforderung.
kro. Herr Luginbühl, wir würden Sie gerne um zwei Bilanzen bitten: Zuerst eine als Aussteller der SAA-Expo.
Erhard Luginbühl: Wir wurden am Stand nicht komplett überrollt, aber aus Sicht der Luginbühl AG bin ich zufrieden. Wir waren nur deshalb wieder dabei, weil es seit 2017 die Möglichkeit der Kurzmesse gibt. Damit sind wir nach insgesamt 20 Jahren wieder vor Ort. Wir hatten uns damals als Aussteller von der Halle 7 verabschiedet, weil sich die knapp zwei Wochen Präsenz nicht gerechnet hatten.
Und wie sieht Ihre Bilanz als SAA-Präsident aus?
Solange wir zwei unterschiedliche Laufzeiten hatten, konnte ich nicht zufrieden sein. Dass es uns nun gelungen ist, der Kurzmesse zum Durchbruch zu verhelfen, verbuchen wir seitens SAA als Erfolg. Der Auto-Salon hat gemerkt, dass er sich bewegen muss. Er wird jetzt ein attraktives Konzept für die Fachausstellung in Halle 7 ausarbeiten und das dann aktiv bewerben.
Aber dafür brauchte es einigen Druck...
Der kam von den Ausstellern. In einer von uns durchgeführten Umfrage sagten 80 Prozent der Aussteller, dass sie klar nur noch eine Kurzversion befürworten.
Von der ESA kam bis zuletzt heftiger und konsequenter Widerstand. Wie haben Sie sie schliesslich zum Einlenken bewegen können?
Als SAA-Präsident habe ich in dieser Sache in den letzten Wochen sehr viele Gespräche geführt, aber mit der ESA die wenigsten. Die ESA hat von Beginn weg ihre Position klar und verständlich vertreten. Sie ist übrigens nicht die einzige Befürworterin einer Langzeitmesse, da gibt es auch noch andere Aussteller. Zudem brauchten wir alle eine Übergangs- und Findungsfrist. Also war es nicht ich oder jemand anderes, der die Aussteller zum Einlenken gebracht hat, sondern es war schlicht und einfach der Markt. Sinkende Margen, steigender Preisdruck und konsequente Kostenkontrolle zwingen heute zu kompakteren Angeboten. Ob die ESA dieses neue Konzept 2020 annimmt oder nicht, darüber habe ich allerdings keine Kenntnis.
Eine Langversion der Messe stand unter diesen Vorzeichen eh nicht mehr zur Diskussion…
Hätte die SAA unter Bernadette Langenick vor zwei Jahren nicht die Möglichkeit einer Kurzversion durchgesetzt, gäbe es heute die Halle 7 gar nicht mehr. Die Zahl der Aussteller hat sich innerhalb von wenigen Jahren halbiert – das spricht eine Sprache, die jeder versteht.
Wünschen Sie sich mehr Engagement von Partnerverbänden, zum Beispiel vom AGVS?
Danke der Nachfrage, aber das steht bei uns zumindest im Moment nicht zuoberst auf der Wunschliste.
In den vergangenen zwei Jahren haben mit der Swiss Automotive Group und der Rhiag zwei grössere Zulieferfirmen eigene Hausmessen durchgeführt; beide mit grossem Erfolg. Die Bilanz: mehr Besucher, mehr Gespräche und mehr Abschlüsse bei praktisch gleichen Kosten wie in Genf. Entwickelt sich hier längerfristig eine Alternative zu Genf?
Hausmessen sind eine gute Sache. Sie sind so lange gut, wie sie ein Alleinstellungsmerkmal sind. Im Nutzfahrzeugbereich verzeichnen wir hier aber bereits eine Inflation: Aussteller und Besucher werden in der Hochzeit der Hausmessen, also im Herbst, praktisch jedes Wochenende irgendwo zu einer Grillwurst eingeladen. Das ermüdet schnell.
Liegt die Zukunft der SAA-Expo auch weiterhin in Genf oder prüfen Sie Alternativen?
Genf an sich ist als Standort für eine Messe wichtig, weil Genf insbesondere auch den französischsprachigen Teil der Schweiz abdeckt und eine Geschichte hat – auch wenn beispielsweise Freiburg besser wäre. Aber das Ganze jetzt an einem anderen Standort aufzubauen, können Sie vergessen. Da brauchen Sie Jahre allein dafür, bis Sie dort stehen, wo Genf heute ist. Die Kombination mit dem Auto-Salon ist ideal, auch wenn wir klar sehen müssen, dass eine Besonderheit immer so bleiben wird: In den Hallen 1 bis 6 spielen die Rolling Stones, wir sind mit Halle 7 die Vorgruppe.
Welche Herausforderung wird Sie als SAA-Präsident in den kommenden drei bis fünf Jahren am meisten beschäftigen?
Mit den Garagisten steht auch die Zulieferbranche vor einem dramatischen Wandel; die Digitalisierung verändert auch bei uns Geschäftsprozesse teilweise fundamental. Die grosse Herausforderung wird sicher der Kampf für einen freien Aftermarket sein und für eine Werkstatt, die freien Zugang zu Fahrzeugdaten hat. Das wird auch von uns als Verband einen sehr grossen Effort verlangen. Dass wir geprüfte Hebebühnen und Geräte auf den Markt bringen können, braucht Einfluss auf nationaler und internationaler Ebene.
Welchen Verlauf erwarten Sie für das Geschäftsjahr 2018 Ihrer Branche?
Einen sehr positiven. Die Wirtschaft brummt, die Verkaufszahlen sowohl im Neu- als auch im Gebrauchtwagenmarkt stimmen, bei den Nutzfahrzeugen erst recht. Für die Zulieferbranche sind diese Zahlen sehr wichtig. Aber das darf nicht dazu verleiten, zu glauben, dass das jetzt ein Selbstläufer wird: Wir müssen alle noch effizienter werden, sonst werden wir von den Asiaten überrollt.
Weil die noch wacher oder noch schneller sind?
Wacher und schneller. Ich habe mir das vor Ort angesehen, unter anderem in China und in Taiwan. Da staunen Sie bloss noch. Die dortige Garage ist heute schon integraler Bestandteil der Mobilität – die sind viel weiter als wir. Bis auch wir so weit sind, dauert es noch. Aber diese Zeit brauchen wir. Wichtig ist, dass wir keine mehr verlieren.
Der AGVS registriert eine steigende Anzahl von Betrieben, die Mühe bekunden, eine geeignete Nachfolgelösung zu finden. Wie sieht diese Situation in der Zulieferbranche aus?
Das ist zunehmend ein Problem aller KMU, aber das macht die Sache nicht besser. Die Banken klemmen, es fehlt das Geld für Investitionen und das tangiert häufig auch Nachfolgelösungen. Die Politik scheint nicht sonderlich daran interessiert. Deshalb ist es für Verbände wie den AGVS und uns eine immer wichtigere Aufgabe, die politischen Rahmenbedingungen in der Schweiz für kleinere und mittlere Unternehmungen zu verbessern.
Eine Herausforderung im Autogewerbe ist auch die Rekrutierung von geeignetem Nachwuchs und Fachkräften. In Ihrer Branche auch?
Diese Herausforderung ist bei uns eher noch grösser. Wir brauchen nicht nur technisch sehr gut ausgebildetes Personal, sondern auch solches, das bereit ist, die Rahmenbedingungen so zu akzeptieren, wie sie sind: Viel unterwegs und bei Kunden sein, frühmorgens schon auf der Strasse sein, um nicht im dichten Verkehr zu stehen, den man dann abends auf dem Heimweg beim Gubrist trotzdem hat. Das braucht Leute, die die Abwechslung suchen und nicht jeden Tag auf derselben Bühne spielen wollen. Wir versuchen, gute Löhne und ein angenehmes Klima zu gewährleisten. Unsere Branche hat sehr viel für gute Berufsleute zu bieten. Aber ja, geeignetes Personal zu finden, ist für uns eine grosse Herausforderung.