Deutsche Hersteller rufen 630‘000 Autos zurück
22. April 2016 agvs-upsa.ch – Mehrere deutsche Hersteller müssen wegen Auffälligkeiten bei der Abgasbehandlung 630‘000 Autos in Europa zurückrufen. Darunter sind nicht nur Fahrzeuge des VW-Konzerns, sondern auch Modelle von Opel, Mercedes und Porsche. Wie der «Spiegel» berichtete, gab dies Verkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) am Freitag bekannt.
Auslöser für den Rückruf waren gemäss dem Nachrichtenmagazin die vom Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) durchgeführten Abgas-Nachmessungen infolge des VW-Skandals. Insgesamt hatte das KBA 53 beliebte Dieselmodelle verschiedener Hersteller getestet. 27 davon blieben bei den Untersuchungen im gesetzlichen Rahmen, der Rest fiel durch stark erhöhte Stickoxid-Werte auf. Den Grund für die Auffälligkeiten konnten die Hersteller technisch nicht plausibel erklären. Bis auf BMW sind alle deutschen Hersteller unter den Stickoxid-Sündern. Die betroffenen Motoren erfüllen sowohl die Euro-5 als auch Euro-6-Norm.
Viele Hersteller stellen die Abgasreinigung ihrer Fahrzeuge so ein, dass sie erst ab einer bestimmten Aussentemperatur arbeiten - häufig erst oberhalb von zehn Grad. Diese sogenannten Thermofenster sind zwar ethisch fragwürdig, nach den EU-Richtlinien aber unter bestimmten Bedingungen erlaubt. Die Autoindustrie vertritt die Auffassung, die Abschaltung bei tieferen Temperaturen diene dem Schutz der Motoren.
Als Konsequenz aus der Untersuchung wies Dobrindt das KBA gemäss dem «Spiegel» an, bei künftigen Typengenehmigungen eine Erklärung zu verlangen, ob der jeweilige Autobauer «Motorschutzeinrichtungen» benutzt. Wenn ja, müssen «die konkrete Funktion der Software» und die genauen Gründe dafür offengelegt werden, bevor eine Zulassung erfolgen kann. Ausserdem werde sich die Bundesregierung dafür einsetzen, dass die EU-Richtlinie zum «Thermofenster» präzisiert wird. Bislang könnten die Vorschriften von den Autokonzernen sehr unterschiedlich interpretiert werden.
- Alfa-Romeo Giulietta 2.0 (Euro 5)
- Audi A6 3.0 (Euro 5)
- Chevrolet Cruze 2.0 (Euro 5)
- Dacia Sandero 1.5 (Euro 6)
- Fiat Ducato 3.0 (Euro 5)
- Ford C-Max 1.5 (Euro 6)
- Ford C-Max 2.0 (Euro 6)
- Hyundai ix35 2.0 (Euro 5)
- Hyundai i20 1.1 (Euro 6)
- Jaguar XE 2.0 (Euro 6)
- Jeep Cherokee 2.0 (Euro 5)
- Range Rover 3.0 (Euro 5)
- Mercedes V250 2.1 (Euro 6)
- Nissan Navara 2.5 (Euro 5)
- Opel Insignia 2.0 (Euro 6)
- Opel Zafira 1.6 (Euro 6)
- Porsche Macan 3.0 (Euro 6)
- Renault Kadjar 1.6 (Euro 6)
- Renault Kadjar 1.5 (Euro 6)
- Suzuki Vitara 1.6 (Euro 6)
- VW Amarok 2.0 (Euro 5)
- VW Crafter 2.0 (Euro 5)
- VW Beetle 2.0 (Euro 5)
- VW Golf Plus 1.6 (Euro 5)
- VW Passat 2.0 (Euro 5)
- VW Polo 1.2 (Euro 5)
Volkswagen schliesst das Jahr 2015 mit einem riesigen Verlust ab. Die Wolfsburger weisen für 2015 einen Betriebsverlust von 4,1 Milliarden Euro aus. Hauptgrund für den Verlust seien Rückstellungen von 16,2 Milliarden Euro, um die Lasten der Abgas-Thematik zu schultern, teilte Volkswagen am Freitag im Anschluss an eine Aufsichtsratssitzung mit. 2014 hatte noch ein operativer Gewinn von 12,7 Milliarden Euro zu Buche gestanden.
Europas grösster Autobauer hatte sich am Donnerstag mit den US-Behörden auf Grundzüge eines milliardenschweren Entschädigungsplans verständigt. Dieser sieht in den USA den Rückkauf von bis zu einer halben Million Dieselfahrzeugen mit manipulierten Abgaswerten und eine signifikante Entschädigung der Autobesitzer vor.